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Über IN FORMA

Das Spital-Magazin

Auf IN FORMA erfahren Sie Neues über das Spital Oberengadin sowie über die Entwicklungen im kantonalen und schweizerischen Gesundheitswesen. 
Die Webseite ist das Pendant zum gleichnamigen Magazin IN FORMA und bietet Interviews, Berichte sowie Hintergrundreportagen zum Spital Oberengadin.

 

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Dialysestation

Besuch auf der

Dialysestation

Das Spital Oberengadin verfügt über ein Dialysezentrum, das sowohl -Einheimischen als auch Gästen offen steht. Jährlich führt das Dialysezentrum am Spital Oberengadin etwa 900 Therapiesitzungen durch. Leiter Dialyse Pflege Bernhard Väth gewährt uns einen Einblick.

 

Bernhard Väth
Bernhard Väth

Die Nieren – Filter des menschlichen Körpers

 

Zu den Aufgaben der Nieren gehören die Bildung roter Blutkörperchen und die Entgiftung des Körpers sowie die Reglung des Blutdrucks, des Flüssigkeits- und Elektro­lyt­haushalts, des Knochenstoffwechsels und des Säure-­Base-Haushalts. Wenn die Nieren nicht mehr richtig funktionieren, spricht man von einer Niereninsuffizienz. Durch die verminderte Nierenfunktion sammeln sich vermehrt Abfallprodukte und Flüssigkeiten im Körper, wobei sich die Betroffenen ab einer bestimmten Menge anfangen krank zu fühlen. Nebst genetisch bedingten Nierenerkrankungen, wie der Zystenniere, können verschiedene Risikofaktoren, wie zum Beispiel Diabetes mellitus oder hoher Blutdruck eine solche Krankheit auslösen.  

 

«Die Möglichkeiten, die man durch die heutige Dialyse-Technologie hat, finde ich faszinierend.» Bernhard Väth, Leiter Dialyse Pflege.

Therapien

 

Die Niereninsuffizienz kann nicht geheilt werden, dennoch sollte man nach dem Auftreten der ersten Symptome schnellstmöglich mit einer Behandlung anfangen, um einen schweren Krankheitsverlauf zu vermeiden. Derzeit gibt es drei Therapieformen, die bei Patient*innen mit Nierenversagen angewendet werden: die Hämodialyse, die Bauchfell­dialyse (Peritonealdialyse) und die Nierentransplantation. Die Dialyse ist eine Methode, um das Blut eines Menschen von Giftstoffen zu reinigen, wenn die Nieren nicht mehr in der Lage sind, dies zu tun. Da der menschliche Körper ständig Giftstoffe produziert, muss das Verfahren lebenslang durchgeführt werden. Normalerweise kommen Patienten dreimal pro Woche dafür zur Dialysebehandlung. Die Hämodialyse ist die Therapieform, die im Spital Oberengadin in Samedan angeboten wird. Dabei wird der Blutkreislauf der zu behandelnden Person an eine Hämo­dialyse­maschine (künstliche Niere) angeschlossen. Dazu wird ein Zugang in eine Vene eingelegt, der das giftstoffreiche Blut des Patienten, der Patientin durch ein Schlauchsystem in die Maschine leitet. Schliesslich wird dieses im Dialysator, dem Filter, gereinigt.

 

Dialysezentrum Spital Oberengadin

 

Das Dialysezentrum im Spital Oberengadin ist mit sechs Plätzen ausgerüstet und bietet den Patient*innen eine herrliche Aussicht auf das Berninagebirge. Das Konzept der «Ferien­dialyse» soll zudem Feriengästen, die auf eine Dialysetherapie angewiesen sind, einen unkomplizierten und stressfreien Zugang dazu ermöglichen. Laut Bernhard Väth schwankt die Anzahl der Patient*innen von Saison zu Saison. Neben den einheimischen Personen, welche in regelmässiger Behandlung sind, ist die Beanspruchung des Dialyse­zentrums auch vom Tourismus abhängig. Im Sommer seien oft bis zu 9 Patient*innen täglich in Behandlung und im Winter kämen viele morgens vor dem Skifahren zur Dialyse, während es in der Zwischensaison eher ruhig sei. Die Dialyse ist eine Einschränkung fürs Leben. Sie muss dreimal die Woche, drei bis fünf Stunden lang durch­geführt werden, und macht auch an Ostern oder Weihnachten keine Pause. Nichtsdestotrotz sind die Möglichkeiten, die durch eine Dialysetherapie entstehen, beeindruckend. Überall auf der Welt gibt es Therapie­zentren, die Betroffenen jederzeit zur Verfügung stehen und ihnen ermöglichen, sich frei fortzubewegen, wohin es sie auch zieht.

 

Leben mit Niereninsuffizienz

 

Dagmar P. (48) leidet an chronischer Nephritis (Nierenversagen). Die Krankheit ist nicht heilbar, weshalb die Patientin auf eine regelmässige Dialysebehandlung angewiesen ist – ein Leben lang. Dazu reist sie dreimal wöchentlich mit der Berninabahn von Brusio ins Spital Oberengadin. Wir durften Dagmar R. während einer Dialyse-Sitzung ein paar Fragen stellen.

 

Seit wann brauchen Sie eine regelmässige Dialysetherapie?

Mein Nierenversagen entwickelte sich, als ich ungefähr 22 Jahre alt war. Meine Dialysetherapie habe ich in Tirano begonnen, 2004 hatte ich eine Nierentransplantation, nach einem Zwischenfall im Jahre 2014 musste ich wieder mit der Dialysetherapie beginnen. Seit über sieben Jahren reise ich nun dreimal in der Woche nach Samedan.

 

Wie sieht ein typischer Tag mit Dialysebehandlung für Sie aus?

Kurz vor sechs Uhr steige ich Zuhause in Brusio in den Zug ein. Gegen acht Uhr komme ich im Spital Oberengadin an, wo ich während des Frühstücks mit der Dialyse beginne. Je nach körperlicher Verfassung dauert die Behandlung entweder bis 11:30 oder bis gegen 12:15 Uhr. Danach reise ich zurück ins Valposchiavo.

 

Inwiefern verbessert die Dialyse Ihre Lebensqualität?

Die Dialyse ist für uns Patient*innen überlebenswichtig. Nach der Behandlung fühlt man sich gut. Ich kann gut damit leben, es gibt keine grossen Schwierigkeiten und wird schnell zur Routine. Manchmal bin ich nach der Dialyse etwas müde.

 

Welche Einschränkungen erfahren Sie in Ihrem Alltag?

Eigentlich gibt es keine grossen oder nur wenige Einschränkungen. Ich esse, trinke und schlafe wie jede andere auch. Eine feste Anstellung oder einen regelmässigen Job zu finden gestaltet sich allerdings schwierig, da die Zeit neben der Dialysebehandlung sehr knapp ist.

 

Was belastet Sie am meisten und was sind die ­(vielleicht) schönen Momente während der Therapie?

Ich kann mein Leben auch mit der Dialyse gut gestalten. Eigentlich hätte ich noch genügend Energie, um einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen – dies fehlt mir manchmal. Zu Hause arbeite ich im Garten und gehe kleinen Beschäftigungen nach. Ich fühle mich gleichwertig, auch wenn es die Dialyse und die wöchentlichen Reisen ins Spital gibt. Ich bin zufrieden, mir geht es gut. Hier im Spital habe ich auch tolle Leute kennengelernt. Nach sieben Jahren sind einige Pflegende gar zu guten Freunden geworden.

 

Gibt es noch etwas, das Sie unseren Lesern mitteilen möchten?

Man muss keine Angst vor einer Dialysetherapie haben, es ist nicht das Ende der Welt. Wenn man darauf angewiesen ist, ist es eine gute Sache. Ich betrachte es philosophisch und fixiere mich nicht zu stark darauf, sondern akzeptiere es als Bestandteil meines normalen Lebens.