In FormasearchCreated with Sketch.

Über IN FORMA

Das Spital-Magazin

Auf IN FORMA erfahren Sie Neues über das Spital Oberengadin sowie über die Entwicklungen im kantonalen und schweizerischen Gesundheitswesen. 
Die Webseite ist das Pendant zum gleichnamigen Magazin IN FORMA und bietet Interviews, Berichte sowie Hintergrundreportagen zum Spital Oberengadin.

 

facebook

 

Die Effekte des Lachens sind messbar

Interview mit Fabian Unteregger

Die Effekte des Lachens sind messbar

Comedian, Arzt, Lebensmittel­ingenieur und Pilot im selben Leben? Das ist Fabian Unteregger. Das Multitalent erzählt im IN FORMA-Interview von seinen Erfahrungen als Assistenzarzt, den Parallelen zwischen Medizin und Comedy und weshalb er die Engadinerinnen und Engadiner mag.

 

Foto: Remo Neuhaus
Foto: Remo Neuhaus

Zur Person

Fabian Unteregger ist hauptberuflich Comedian. 2008 gelang ihm mit unzähligen Auftritten bei Giacobbo/Müller der nationale Durchbruch. Er ist schweizweit für seine Parodien von Christoph Blocher bis Roger Federer bekannt und wöchentlich mit «Zum Glück isch Fritig» live auf SRF 3 zu hören. 2018 gewann er den Prix Walo, Sparte Comedy. Nach seinem Abschluss des Studiums der Lebensmittelwissenschaften an der ETH studierte er an der Universität Zürich Medizin und promovierte an der Universität Basel 2017 als Doktor der Medizin. Er ist Mitgründer der Organisation Swiss Healthcare Start­ups, die Jung­unternehmen aus dem Gesundheitsbereich mit dem richtigen Partner zusammenführt und so Innova­tion fördert. In seiner Freizeit liebt er es, gelegentlich mit einem Fluggerät in die Luft zu steigen. 

 

Aktuell 10 Jahre «Zum Glück isch Fritig» auf Radio SRF 3, Auftritte in «Das Zelt» und anderen Orten – ­können Sie ihr Leben als Comedian wieder so ­gestalten, wie Sie das möchten?

Alles, was ich persönlich gesehen habe und mit Zertifikaten läuft, scheint wieder wie bis anhin zu funktionieren. Das ist erfreulich. Die Menschen schätzen Veranstaltungen derzeit enorm. Das Swiss Economic Forum im September zum Beispiel, kam mir vor, wie ein Kindergeburtstag mit 1'500 Erwachsenen. Man spürt die Freude und Motivation der Gäste.

 

Was haben Sie in der Zeit gemacht, als Sie weniger vor Publikum auftreten konnten?

Im ersten Lockdown habe ich mich mit Machine Learning beschäftigt. Mich interessiert das sehr. Ich kam aber nicht darum herum, programmieren zu lernen und mich erneut mit Mathe auseinanderzusetzen. Und ja, ich habe mir teilweise die Haare gerauft (lacht).

 

Und in der zweiten Welle?

Ich hatte das Glück, dass meine Shows nicht ganz auf null gegangen sind. Ich fand dennoch, dass die Zeit da ist, von der Bühne ins Spital zu wechseln und habe während der zweiten und ­dritten Welle Teilzeit, nebst dem Hauptberuf in der Comedy, auf einem grossen Notfall gearbeitet. Inklusive Nachtschichten und allem was dazugehört. Das war tough, aber interessant und lehrreich. Wir hatten den Notfall oft rappel­voll. Gefühlt litt jede*r dritte Patient*in unter Covid-19. Die Intensivstation war meist voll, wobei die Covid-­Patient* innen oft mehrere Wochen hospitalisiert werden mussten.

 

Könnten Sie sich vorstellen, Vollzeit als Arzt zu arbeiten?

Ich darf seit 13 Jahren Unternehmer sein und kann meinen Aktionsradius frei gestalten. Das ist ein grosses Privileg, wofür ich sehr dankbar bin. Diese Gestaltungsmöglichkeiten hätte ich in der Medizin nicht. Dennoch schliesse ich nicht aus, Teilzeit medizinisch tätig zu sein. Im Sommer habe ich noch eine Ultraschall-Prüfung abgelegt, was meine Freude am Fach per se unterstreicht. Mein Hauptstandbein Comedy macht jedoch auch Freude. Vorteil hier: Ich erreiche auf der Bühne mehr Menschen. 

 

Nach zwei Studien fahren Sie gleich weiter mit ­Ultraschallkursen und Machine-Learning – lernen Sie so gerne?

Die Welt verändert sich im Moment sehr stark. Beispiel Ultraschall: Vor fünf Jahren waren die Geräte noch fast raumfüllend, jetzt reicht eine Sonde mit einem iPhone. Vor zehn Jahren gab es noch fast keine Elektroautos, jetzt stellt Volvo Verbrennungsmotoren praktisch ein. Um da Schritt zu halten, hilft ein gewisses Interesse an der Sache. Manchmal reicht dies leider nicht, und ich musste in die Tiefe gehen. Auch, wenn das teilweise weh tut. Der Machine-Learning-Kurs zum Beispiel war extrem anstrengend. Ich musste auch während der Sommerferien Übungen abgeben. Und die hatten es gopfetelli in sich (lacht). Aber ich habe Freude an Zusammenhängen – und ohne Lernen geht das halt nicht. Einen Scherenschnitt-Kurs jedoch würde ich nicht besuchen – da gibt's ­definitiv ganz viele mit mehr Talent. Aber apropos lernen; was ich gerne lernen würde, ist a) Ger­stensuppe zu machen und b) Engadiner Nusstorte zu backen. Wenn ich das Vergnügen hatte, nach Samedan zu fliegen, habe ich jedes Mal am Flughafen eine Nusstorte gekauft. Die finde ich saumässig fein, auch wenn danach die Hälfte des ­Kuchens an den Zähnen klebt (lacht).

 

Sie können selbst nach Samedan fliegen, da würden Sie es wahrscheinlich auch hinbekommen, eine Engadiner Nusstorte zu backen.

Mal sehen. Die Kreation einer Original Engadiner Nussstorte dürfen wir nicht unterschätzen! Das braucht auch Talent.

 

Was hat Sie nach Ihrem ETH Abschluss dazu bewogen, ­Medizin zu studieren?

Ich habe bisher alles gelernt bis zum Mund, sprich wie Essen hergestellt wird. Dann hat es mich Wunder genommen, was damit vom Mund bis es unten wieder ankommt, passiert. Damit ist der Kreis geschlossen. An einem früheren Arbeitsplatz gab es einige Kolleg*innen, die mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatten. Irgendwann habe ich gemerkt, dass mich das fast mehr interessiert als der Job, den ich dort ausgeübt hatte. Dann habe ich mir ein Herz gefasst, mich selbstständig gemacht und mit der Comedy das Medizin­studium finanziert.

 

Empfinden Sie die Medizin und die Comedy als zwei gegenteilige Welten?

Nein. Das Ziel von beiden ist es, das Leben der Menschen zu verbessern. Mit Comedy kurz- mit Medizin langfristig. Comedy befasst sich mit den Absurditäten des Alltags und die ­Medizin mit der Gesundheit von uns allen. Das finde ich ­unglaublich spannend.

 

Was aus diesen beiden Welten möchten Sie um keinen Preis missen?

Im Fall der Medizin ist es schön, wenn man rechtzeitig eine Diagnose stellen und damit den Patient*innen helfen kann. Wenn man den Unterschied ausmachen kann, ist das erfüllend. Und auf der Bühne ist es erfüllend, den Zuschauer*innen ein Lachen ins Gesicht zu zaubern. Die Effekte des Lachens sind messbar. Sie halten bis zu rund 45 Minuten an.

 

Sind Sie auch als Arzt lustig?

Das hängt davon ab, was beim Patienten gerade möglich ist. Auch sprachlich. Das A und O ist es, einen Zugang zu den Patient*innen zu finden. Wenn Humor der Weg zum Ziel ist, dann gehe ich diesen Weg gerne. Ich sehe mich als Dienst­leister, der Patienten rasch eine Verbesserung ermöglichen möchte. Ob mit oder ohne Humor.

 

Was verbinden Sie mit dem Engadin?

Ich fühle mich hier oben pudelwohl. Es ist ein Bewegungsmekka. Das Publikum in bisherigen Shows in La Punt und Pontresina war wunderbar. Es hat immer grossen Spass gemacht. Ich grüsse alle Ober- und Unterengadiner*innen sehr herzlich. Vielen Dank, dass ihr so gastfreundlich seid, auch wenn wir Touristen euch sicher manchmal auf den Sack gehen. Für meinen nächsten Besuch und gewisses Züzzi-Verhalten möchte ich mich jetzt schon entschuldigen. 


www.fabianunteregger.ch

www.swisshealthcarestartups.com