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Interview zur Pensionierung

Heinz Schneider

Interview zur Pensionierung

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Interview zur Pensionierung von Heinz Schneider

«Ich gehe mit einer grossen Genugtuung und Dankbarkeit»

Oktober 2018
Am 1. November tritt Heinz Schneider, CEO des Spitals Oberengadin, in den Ruhestand. Nach 35 Jahren im Gesundheitswesen ist es Zeit, Bilanz zu ziehen. Und vorauszuschauen: auf einen neuen Lebensabschnitt – ohne vollen Terminkalender.

 

Seit 1996 war Heinz Schneider als Spitaldirektor im Gesundheitswesen tätig. «Eine besonders spannende Phase, die von viel Pioniergeist, Mut zu neuen Strategien und Kraft für deren Umsetzung geprägt war», so der 65-Jährige. Denn die Medizin befand sich seit dieser Zeit in einem fundamentalen Wandel: Das Angebot für Patienten konnte verbessert werden, doch auch die Komplexität der Materie nahm mit der Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten, Operationstechniken und der Gesundheitspolitik rasant zu. Genau diese Herausforderung liebte Schneider – geht nicht, gibt’s bei ihm nicht: «Je unmöglicher eine Sache scheint, desto reizvoller ist sie für mich.» Und was ist das Erfolgsrezept, um eine solche Umbruchsphase zu meistern? «Das Wichtigste in Zeiten grundlegender Veränderungen ist das Wir-Gefühl: der Wille und eine gemeinsame Stimme aller Beteiligten.» 

 

Entwicklung Spital Oberengadin

Die letzten vier Jahre hat Schneider seine langjährige Erfahrung und die Freude, Neues zu gestalten, für die Entwicklung des Spitals Oberengadin eingesetzt. «Ich kam nicht als Mann für kurzfristige Massnahmen, sondern für mittel- und langfristige Projekte. Im Zentrum stand für mich dabei immer, einen Mehrwert für Patienten, Gesellschaft und Region zu schaffen.» Für eine gute Gesundheitsversorgung sind nach Schneiders Ansicht insbesondere die hohe Qualität medizinischer Leistungen sowie eine gute Indikationsstellung wichtig – also die Beurteilung, ob und warum eine Behandlungsmassnahme im Einzelfall angebracht ist. Rückblickend habe sich im Spital Oberengadin in den vergangenen fast vier Jahren einiges getan. «Ich gehe mit einer grossen Genugtuung und Dankbarkeit, dass ich diese Aufgabe übernehmen durfte. Gemeinsam haben wir viel erreicht», so Schneider. Zu den wichtigsten Meilensteinen dürften die Bewilligung für den Umbau im Rahmen des Masterplans, die Gründung der Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin (SGO) oder die Schaffung des Gesundheitszentrums für Altersmedizin zählen sowie die dafür erforderliche Wirtschaftlichkeit. 

 

Ein starker Team-Spirit

«Heute setzt man sich gemeinsam für das Spital Oberengadin und das Pflegeheim Promulins ein», beschreibt Schneider den Team-Spirit. «Die Mitarbeitenden haben wohl gesehen, dass wir nicht nur Grosses ankündigen, sondern die Dinge auch wirklich umsetzen.» Ganz nach dem Motto «zusammen sind wir stark» hat sich insbesondere im letzten Jahr ein Wir-Gefühl entwickelt. Schneider ist es gelungen, Zusammengehörigkeit zu schaffen sowie das Team für neue Ziele und Herausforderungen zu begeistern – schliesslich wächst der Erfolg einer Institution auf vielen Schultern. Vertrauen ins Spital hätten jedoch nicht nur die über 300 Mitarbeitenden in Samedan. «Das Spital verfügt über ein breites und qualitativ hochstehendes Angebot, das in der Bevölkerung hohe Anerkennung geniesst», spürt Schneider. Dies sei sowohl der hohen Fachkompetenz als auch den ausgeglichenen Bilanzen zu verdanken. Schneider ist sich sicher: «Der eingeschlagene Weg hat sich bewährt und sollte unbedingt weiter eingehalten werden.»

 

Vom Verwalten zum Gestalten

Seit 2018 haben das Spital Oberengadin und das Pflegeheim Promulins eine neue Rechtsform. «Der Wechsel zur Stiftung schafft neue Strukturen. Dadurch wurde die Entwicklung des Spitals in diesem Jahr zwar etwas verlangsamt, längerfristig gesehen können damit aber medizinische Leistungen in gleicher Qualität schneller und besser erbracht sowie künftige Herausforderungen bewältigt werden», so Schneider. Weg vom Verwalten, hin zum Gestalten: Strategische und operative Führung, Entscheide fällen, Ziele formulieren und umsetzen können, werden mit der neuen Rechtsform noch mehr vereinfacht. Damit das Spital nicht nur in punkto Prozessorganisation für die nächsten zehn Jahre gerüstet ist, wird die Infrastruktur im Rahmen des Masterplans den neuen Anforderungen der Patienten angepasst – alles innert kürzester Zeit: «Die ersten baulichen Sanierungen gingen sehr schnell vonstatten. Was andere Institutionen in 10 - 15 Jahren umsetzen, realisierten wir in gerade mal vier Jahren.» So zum Beispiel die Frau-Mutter-Kind-Abteilung im zweiten Obergeschoss zur ganzheitlichen Betreuung von Frauen, Müttern und Neugeborenen. Ein deutliches Plus sieht Schneider zudem im integrierten medizinischen Zentrum für Alter und Gesundheit: «Wichtig bei alldem ist nur, dass man gemeinsam für das gleiche Ziel im Auftrag von Gesellschaft und Gesundheit arbeitet: Zusammen die beste Leistung für den Menschen erbringen. Denn Gesundheitspolitik ist Sozial- und Gesellschaftspolitik. Auch wenn sie leider immer stärker zur Wirtschaftspolitik verkommt.» 

 

Pensionierung – was nun?

Für die Zukunft des Spitals Oberengadin wünscht sich Heinz Schneider, dass es ihm in wirtschaftlicher sowie gesellschaftlicher Hinsicht weiter gut geht. Die politische Zusammenarbeit im Gesundheitswesen sei lobenswert. «Was ich dennoch vermisse, ist eine politische Gesundheitsplanung. Es ist einfach nicht erfolgsversprechend, dass zwei Leistungsanbieter innerhalb einer Luftlinie von sieben Kilometern die Grundversorgungen anbieten – insbesondere nicht in einer kleinen Region wie dem Oberengadin und in einem solch stark regulierten Markt», meint Schneider. Ganz aus dem Berufsleben zurückziehen, wird sich der CEO nach seiner Pension jedoch nicht. Mit der Einzelunternehmung «Heinz Schneider Consulting» wird er künftig Unternehmen im Gesundheitswesen mit Team- und Strategieentwicklung, Coachings und Beratungen unterstützen. «Schliesslich wäre es nach so vielen Jahren in der Berufswelt gefährlich, plötzlich von 100 auf null runterzufahren», erklärt Schneider. Grossartig planen möchte er ansonsten nichts mehr. «Ich lasse es auf mich zukommen. Ich sehe die Pensionierung nicht als ein ‹weg von› sondern als ein ‹hin zu› an. Ich trauere meiner alten Funktion nicht oder nur kurz nach. Ich freue mich darauf, künftig mehr Freiraum, Zeit für Persönliches und eine kleinere Geschäftsagenda zu haben.