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Das Spital-Magazin

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«Eine gute Balance ist wichtig»

Interview mit Manuel Gwiss

«Eine gute Balance ist wichtig»

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Interview mit Manuel Gwiss

Leiter Pflegedienst und Intensivstation, Mitglied der Geschäftsleitung

Sommer 2017
Manuel Gwiss ist als Leiter Pflegedienst, Geschäftsleitungsmitglied und Leiter der 
Intensivstation im Spital Oberengadin tätig. Wir haben mit ihm über den Pflegeberuf und über dessen Zukunftsaussichten gesprochen.

Herr Gwiss, wollten Sie schon immer 
einmal Pfleger werden?

Ja. Als Jugendlicher war mir klar: Ich möchte einen medizinischen Pflegeberuf erlernen. Direkt nach meiner Ausbildung habe ich angefangen, auf Intensivstationen zu arbeiten – bis heute. Für mich immer noch ein Traumberuf, den ich mit viel Leidenschaft und Interesse ausübe.

Was zeichnet für Sie eine gute Pflegeperson aus?

Eine gute Pflegeperson sollte sich einerseits menschlich auf jemanden einlassen können. Andererseits sollte man einen sehr wachen Geist haben, um rasch Probleme analysieren und klären zu können. Oder in anderen Worten: 
Nur ein Fachmensch oder nur fürsorglich zu sein, reicht nicht. Es braucht beide Talente in diesem Beruf. Ebenfalls hilfreich ist, dass man trotz aller Empathie für den Patienten auch eine gewisse Distanz hat, damit einem als Pfleger die Patientenschicksale nicht zu stark belasten.

Nur ein Fachmensch oder nur fürsorglich zu sein, reicht nicht. Es braucht beide Talente in diesem Beruf.

Apropos Patientenschicksale: Was für einschneidende Erlebnisse haben Sie bisher erlebt im Pflegeberuf?

Es gibt kaum etwas, was ein Pfleger nicht schon gesehen hat. Gerade auf einer Intensiv­station braucht es starke Nerven. Was mich jeweils am meisten berührt, sind die Situationen, in welchen sich plötzlich die Angehörigen befinden. Beispielweise eine Frau, deren Mann von einer zur anderen Stunde aus dem Leben gerissen wurde. Und sich nun mit ihren beiden Kindern bei ihm verabschiedet. Solche Situationen treffen mich auch heute noch tief. 

 

Sie sind jetzt fast ein halbes Jahr als Leiter Pflegedienst tätig. Was ziehen Sie für ein Fazit?

Ich habe mich gut eingelebt in meiner neuen Position. Die vorherige Interimsleitung hat eine gute Grundlage geschaffen. Darauf kann ich jetzt mit meinem Team aufbauen. Ich blicke zuversichtlich in die Zukunft.

Wenn Sie zurückblicken, was waren die Highlights des letzten Jahres?

Ich bin stolz, dass unsere Intensivstation letztes Jahr erfolgreich von der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin zertifiziert wurde. Ein wichtiges Zeichen. Denn das Spital Oberengadin verfügt über die einzige Intensivstation in der ganzen Region Süd­bünden.

 

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Half mit beim Aufbau verschiedener Intensivstationen in der Mongolei.
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Hört gerne klassische und elektronische Musik. Sein Tipp: Arvo Pärt – Spiegel im Spiegel.
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Ist ein bekennender Engadin-Fan.
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War schon über 15 Jahre nicht mehr im Kino.
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Beim Thema Bergsport leuchten seine Augen.

Stichwort Pflege der Zukunft. Wohin geht die Reise?

Das Thema Gesundheitskosten ist auch in der Pflege angekommen. Hier sehe ich Parallelen zum Bergsport: Hat ein Alpinist zu viele Ressourcen in Form eines vollbepackten Rucksacks dabei, kommt er nur langsam und mit grosser Anstrengung voran. Mit einem leichten Rucksack hingegen ist man schnell und wendig. Eine Fehleinschätzung der Bedingungen, wie zum Beispiel das Wetter, kann jedoch unangenehme Folgen haben. Kurz: Eine gute Balance ist wichtig. Dasselbe gilt heute auch in der Pflege. Wir müssen schlank und sehr präzis arbeiten. Damit gewährleisten wir auch mit geringen Ressourcen eine gute Pflege. 

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Hat bis vor kurzem keinen Sport im Fernsehen verfolgt – dann kam die Ski-WM 2017.
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Ist ein Familienmensch und freut sich auf die erste grosse Bergtour mit seinen zwei Söhnen.
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Betreibt Bergsport von Eisklettern bis Ultramarathon. Sein nächstes Ziel: Swiss Irontrail über 214,4 km.
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Überzeugter Nicht-Autofahrer – hat nie den Führerschein gemacht.
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Liest gerade «Cho Oyu» von Reinhold Messner.

Zum Schluss: Sind Engadiner robuster als andere Patienten, was die Pflege angeht?

Einige schon. Wir hatten einmal einen Patienten mit einer schweren Verletzung am Unterschenkel. Nach einer notfallmässigen Behandlung bei uns im Spital, arbeitete er wieder im Stall (schmunzelt).