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Die verbreitetsten Irrglauben

MYTHEN ÜBER FRAUENGESUNDHEIT:

Die verbreitetsten Irrglauben

MYTHEN ÜBER FRAUENGESUNDHEIT: Die verbreitetsten Irrglauben

21. Februar 2024

 

 

Sind Menstruationsschmerzen tatsächlich normal und Hormonspiralen krebserregend? Müssen Frauen Urinverlust ab einem gewissen Alter einfach hinnehmen? Und ist bei grossen Kindern der Kaiserschnitt tatsächlich die einzige Option? In einer Zeit, in der Informationen und Fehlinformationen Hand in Hand gehen, ist es unerlässlich, Mythen und Fakten zu trennen. Dr. med. Michael Schneider, ab 1. März 2024 Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe am Spital Oberengadin, setzt sich mit Expertise und Erfahrung dafür ein, Klarheit zu schaffen und die Faktenlage zu stärken.

 

 

 

Mythos Nr. 1: Menstruationsschmerzen sind normal und gehören dazu.

Das stillschweigende Akzeptieren von Menstruationsschmerzen als unvermeidliches Übel ist ein Mythos, den Dr. Schneider entschieden entkräftet. Er betont, dass Schmerzen während der Periode nicht einfach hingenommen werden müssen. Vielmehr können sie Hinweise auf zugrundeliegende Erkrankungen wie Endometriose oder Adenomyose sein, die ernsthafte Aufmerksamkeit erfordern. Die gute Nachricht: Die heutige Medizin verfügt über ein Arsenal an Behandlungsstrategien, von Medikamenten bis zu operativen Eingriffen, die betroffenen Frauen nicht nur Erleichterung bringen, sondern auch entscheidend zur Verbesserung ihrer Lebensqualität beitragen können.

 

Mythos Nr. 2: Hormonspiralen sind gefährlich und erhöhen das Krebsrisiko.

Während die kombinierte Pille mit Östrogenen und Progesteron tatsächlich eine geringe, aber reversible Erhöhung des Brustkrebsrisikos mit sich bringt, die nach dem Absetzen verschwindet, bringt sie zugleich eine Senkung des Risikos für Eierstockkrebs mit sich1. Dr. Schneider hebt hervor, dass Hormonspiralen, die ihre Wirkung direkt in der Gebärmutterschleimhaut entfalten, eine deutlich geringere Menge an Hormonen freisetzen als die herkömmliche Pille. Sie bieten nicht nur eine zuverlässige Verhütung, sondern sind auch effektiv gegen Menstruationsschmerzen und starke Blutungen. Damit räumen sie mit dem Mythos ihrer Gefährlichkeit gründlich auf und erweisen sich als eine gesundheitlich verträgliche Option für Frauen.

 

Quelle: EPIC Studie 2011 (Tsilidis, K., Allen, N., Key, T. et al. Oral contraceptive use and reproductive factors and risk of ovarian cancer in the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. Br J Cancer 105, 1436–1442 (2011)).

 

Mythos Nr. 3: Bei familiärem Brustkrebs wird immer eine Generation übersprungen.

Die Idee, dass Brustkrebs eine Generation überspringen kann, stimmt so nicht. Tatsächlich haben fünf bis zehn Prozent der Brustkrebsfälle genetische Ursachen. Das heisst, bestimmte Gene, wie das BRCA-Gen, können das Risiko für Brustkrebs erhöhen2. Ein bekanntes Beispiel ist die Schauspielerin Angelina Jolie, die sich für die operative Entfernung ihrer Brüste entschied, nachdem bei ihr eine Mutation in dieses Gen gefunden wurde. Heute können solche Gene mit einem Bluttest entdeckt werden, besonders wenn schon Fälle von Brustkrebs in der Familie bekannt sind. Schneider rät zu solchen Tests, damit Frauen besser über ihre Gesundheit Bescheid wissen und entsprechend handeln können. 

 

2Quelle: Genetischer Beratungsleitfaden Beratung bei familiär gehäuftem oder Verdacht auf genetisch bedingten Brust- und Eierstockkrebs, SAKK

 

Mythos Nr. 4: Gegen Urinverlust im Alter lässt sich nichts machen.

Das Vorurteil, dass Urinverlust im Alter unausweichlich ist, stimmt nicht. Oft liegt die Ursache in einer Insuffizienz des Beckenbodens, besonders nach Geburten. Doch es gibt wirksame Lösungen: Von Beckenbodenübungen über den Einsatz von Pessaren (kleine Schalen, Würfel oder Ringe aus Gummi oder Silikon, um Beschwerden wie Senkungen oder Inkontinenz zu behandeln) bis hin zu medizinischen Eingriffen oder Medikamenten – es existieren zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten, die betroffenen Frauen helfen, dieses Problem zu bewältigen.

 

Mythos Nr. 5: Die jährliche Kontrolle bei der Gynäkologin bzw. beim Gynäkologen ist notwendig.

 

Die Wahrheit ist, dass der Krebsabstrich des Gebärmutterhalses eigentlich nur alle drei Jahre fällig ist3 und das auch erst ab dem 21. Lebensjahr – ausser natürlich, es gab früher schon mal Auffälligkeiten oder bestimmte Eingriffe. Frauen über 50 könnten zusätzlich von einer Mammografie alle zwei Jahre profitieren. Letztendlich sollte die Häufigkeit der Arztbesuche auf die individuelle Gesundheitsgeschichte und Lebensphase abgestimmt werden. Der jährliche Gang zur Gynäkologin bzw. zum Gynäkologen ist also nicht grundsätzlich notwendig.

 

3 Quelle: Expertenbrief SGGG Nr. 50

 

Dr. med. Michael Schneider, Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe am Spital Oberengadin

«Die richtige Vorsorge richtet sich nach der individuellen Gesundheit jeder Frau.»

Mythos Nr. 6: Bei einem grossen Kind ist immer ein Kaiserschnitt nötig.

Zwar stellen grössere Babys gewisse Herausforderungen bei einer natürlichen Geburt dar – wie die seltene Schulterdystokie, bei der die Schultern des Babys im Geburtskanal feststecken, oder eine erhöhte Beanspruchung des Beckenbodens. Doch ist ein Kaiserschnitt deshalb nicht automatisch die einzige Lösung. Die Grösse eines Babys hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa der genetischen Veranlagung oder der Gesundheit der Mutter, beispielsweise im Falle eines Schwangerschaftsdiabetes. Die Wahl der Geburtsmethode erfolgt nach umfassender Berücksichtigung verschiedener Faktoren, darunter die Körpergrösse der Mutter, Erfahrungen aus früheren Geburten und Ultraschalluntersuchungen, die einen Hinweis auf das zu erwartende Gewicht des Babys geben. Somit steht die Tür für eine natürliche Geburt auch bei grösseren Babys offen, gegebenenfalls unterstützt durch eine gezielte Einleitung der Wehen, um ein weiteres Wachstum des Kindes im Mutterleib zu verhindern.

 

Es ist höchste Zeit, mit den Mythen über Frauengesundheit aufzuräumen und den Weg für eine aufgeklärte und auf Fakten basierte Gesundheitsfürsorge zu ebnen. Lassen Sie sich nicht von überholten Annahmen in die Irre führen.

 

Nehmen Sie Ihre Gesundheit selbst in die Hand und informieren Sie sich bei Ihrer Gynäkologin bzw. Ihrem Gynäkologen. Dr. med. Michael Schneider und sein Team am Spital Oberengadin stehen Ihnen zur Seite. Kontaktieren Sie uns für einen Beratungstermin.

 

 

 

Kontakt und Terminvereinbarungen

Sekretariat Gynäkologie

Tel. +41 81 851 87 30

gynaekologie@spital.net

 

 

 

Dr. med. Michael Schneider, Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe am Spital Oberengadin ab 01.03.2024
Dr. med. Michael Schneider, Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe am Spital Oberengadin ab 01.03.2024