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Über IN FORMA

Das Spital-Magazin

Auf IN FORMA erfahren Sie Neues über das Spital Oberengadin sowie über die Entwicklungen im kantonalen und schweizerischen Gesundheitswesen. 
Die Webseite ist das Pendant zum gleichnamigen Magazin IN FORMA und bietet Interviews, Berichte sowie Hintergrundreportagen zum Spital Oberengadin.

 

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Ein Blick auf die Aufgaben und Innovationen der Rettung Oberengadin

HINTER DEN KULISSEN DER RETTUNG

Ein Blick auf die Aufgaben und Innovationen der Rettung Oberengadin

HINTER DEN KULISSEN DER RETTUNG

11. August 2023

Von der malerischen Berglandschaft des Oberengadins aus agiert die Rettung Oberengadin zur medizinischen Absicherung von Notfällen in der Zivilbevölkerung unter der Leitung von Gerald Kurtz. Dieser Artikel gewährt Einblicke in ihre vielfältigen Aufgaben und die neuesten Innovationen, darunter den neuen Rettungswagen. Erfahren Sie mehr über die wichtige Rolle dieser Organisation bei der Gewährleistung von Sicherheit und Rettung in Notfallsituationen.

 

Die Rettung Oberengadin, eine tragende Säule der bodengebundenen Notfallrettung in der schönen Bergregion, erfüllt eine entscheidende Rolle bei der Gewährleistung von Sicherheit und Rettung in Notfallsituationen. Die Bandbreite ihrer Aufgaben ist beeindruckend, von der raschen Reaktion auf Notfälle bis hin zu vorangemeldeten Krankentransporten. Das Team operiert in Kooperation mit dem Spital Oberengadin und der Klinik Gut in einem ausgedehnten Gebiet, das sich von Cinuos-chel bis Maloja und vom Berninapass bis zum Albula- und Julierpass erstreckt.

 

Im Mittelpunkt ihrer Arbeitsphilosophie steht die 90/15-Regel, die besagt, dass sie sich bei Notfällen mit vitaler Bedrohung verpflichtet hat, in 90 Prozent der Fälle innerhalb von 15 Minuten am Einsatzort zu sein. Deshalb überprüft die Rettung Oberengadin regelmässig ihre Ziele nach Möglichkeiten der Verbesserung, um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Im Jahr 2023 konnte die Rettung Oberengadin, dank struktureller Anpassungen, im Durchschnitt bisher beeindruckende 92 Prozent erreichen, was ihre Effizienz und ihr Engagement für die Sicherheit der Gemeinschaft unterstreicht.

 

 

 

Zusammenspiel in der Rettungskette

Der präklinische Anteil der Rettungskette, die bei medizinischen Notfällen zum Tragen kommt, besteht aus drei Hauptkomponenten: Ersthelferinnen und -helfer aus der Zivilbevölkerung, die First Responder Plus der Alpinen Rettung und die Rettung Oberengadin selbst. Die Interaktion dieser Elemente ermöglicht eine nahtlose Abwicklung der Notfallsituationen. Die Wichtigkeit der ersten Massnahmen durch die Ersthelferinnen und -helfer aus der Zivilbevölkerung sowie die der First Responder kann nicht genug betont werden. Sie unternehmen die ersten zum Teil lebensrettenden Schritte, bevor die professionellen Rettungssanitäterinnen und -sanitäter eintreffen.

 

Innovationen im neuen Rettungswagen: ein rollendes medizinisches Zentrum

Ein neuer Meilenstein wurde mit dem Erhalt eines sehr modernen Rettungswagens erreicht. Die «rollende Notfallstation» ist mit allem ausgestattet, was zur Gewährleistung einer professionellen Patientenversorgung erforderlich ist. Dabei wurde der Arbeitsprozess im Einsatz sehr stark einbezogen. Da das Fahrzeug aufgrund der topographischen Begebenheiten wesentlich kompakter ist als gewöhnliche Rettungsmittel, wie sie beispielsweise in der Stadtrettung eingesetzt werden, wurde es nach dem cleveren IKEA-Designansatz «Viele Optionen auf kleinem Raum» eingerichtet.

Von Notfallmedikamenten bis hin zu wichtigen medizinischen Geräten ist jeder Aspekt durchdacht. Die Schränke sind geschlossen, wodurch Ordnung und Hygiene gewährleistet sind. Der Rettungswagen verfügt über Allradantrieb, eine vielseitige Signal- und Arbeitsbeleuchtung und eine Rückfahrkamera, die das Navigieren in anspruchsvollen Umgebungen erleichtert. Die modulare Einrichtung ermöglicht dem Team zudem, den Wagen an die spezifischen Anforderungen jedes Notfalls anzupassen.

 

Ein frischer Blick: das neue Fahrzeugdesign

Das Äussere des Rettungswagens präsentiert sich in einem neuen, markanten Farbschema von Rot und Blau. Dieser erfrischende Farbwechsel ist nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch ein Zeichen einer Veränderung in der Organisation.  Das Team der Rettung Oberengadin hat eine Phase der Neustrukturierung und Neuausrichtung durchlaufen, und das neue Design des Rettungswagens spiegelt diesen Wandel wider.

Das frühere Design, das Blau und Orange vereinte, wurde von einem anderen Rettungsdienst übernommen. Das Team fühlte jedoch, dass es an der Zeit war, ein eigenes, individuelles Design zu entwickeln, welches die Identität und Werte der Rettung Oberengadin besser repräsentiert. Bei einem internen Designwettbewerb standen reflektierende Farben, Sicherheitsvorgaben und die Verbindung zur Region im Fokus. Die Wahl fiel auf die majestätischen Gipfel der Region, aktuell auf den Piz Palü, der stolz auf dem Wagen prangt. Dieses Design spiegelt nicht nur die Bergwelt wider, die oft eine Herausforderung für ihre Einsätze darstellt, sondern verleiht dem Team auch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit.

 

Nahtloser Übergang zur Notfallabteilung: der Weg der Patientinnen und Patienten

«Wir führen bei unseren Rettungseinsätzen kein ganzes Spital mit uns mit, sondern eine bestens ausgerüstete Ambulanz», sagt Gerald Kurtz. Eine strukturierte Übergabe der Patientinnen und Patienten an die Notfallabteilung ist ein wichtiger Moment, der im Rettungsprozess kritisch sein kann. Eine klare und strukturierte Kommunikation untereinander ist daher zentral. Hierbei spielt ein durchdachter Ablauf eine entscheidende Rolle, um eine reibungslose und effiziente Fortsetzung der Versorgung sicherzustellen. Dieser Prozess wurde unter Einbeziehung aller beteiligten Parteien entwickelt, angefangen bei den Rettungsteams bis hin zu den Notfallstationen des Spitals und der Klinik.

 

Bei instabilen Patientinnen und Patienten erfolgt eine schnelle Übergabe, die den Fokus auf die aktuell bestehende, vitale Bedrohung setzt. Diese Übergabe ist in der Regel innerhalb von 60 Sekunden abgeschlossen, damit seitens Notfallstation bereits erste erweiterte Massnahmen durchgeführt werden können. Bei stabileren Patientinnen und Patienten wird mehr Zeit für die Übergabe aufgewendet, um einen umfassenden Bericht zu erstellen. Dieser effiziente Prozess gewährleistet eine nahtlose Koordination zwischen den Rettungssanitäterinnen bzw. -sanitätern und dem medizinischen Personal in den Einrichtungen, um sicherzustellen, dass die Patientinnen und Patienten die bestmögliche Behandlung erhalten.

 

  

 

 

 

«Wir führen bei unseren Rettungseinsätzen kein ganzes Spital mit uns mit, sondern eine bestens ausgerüstete Ambulanz.»

Gut zu wissen

Die Übernahme der Kosten für Krankentransporte bei Rettungseinsätzen in der Schweiz ist wie folgt geregelt:

Unfall: Im Fall eines Unfalls übernimmt die Unfallversicherung in der Regel sämtliche Kosten.

Krankheit / medizinischer Notfall: Bei einer Krankheit oder einem medizinischen Notfall übernimmt die Krankenkasse je nach Versicherungsdeckung nur einen Teil der Kosten für den Krankentransport. Es ist ratsam, die Versicherungsbedingungen und Leistungen Ihres Versicherungsplans zu überprüfen, um ein besseres Verständnis davon zu haben, wie viel die Krankenkasse für Krankentransporte übernimmt. Bei Unsicherheiten sollten Sie sich direkt mit Ihrer Krankenversicherung in Verbindung zu setzen, um genaue Informationen zu erhalten und Ihre Versicherungsdeckung allenfalls anzupassen. Ein solcher Transport kann schnell kostenintensiv werden.

 

Wie jeder von uns helfen kann

Die Unterstützung durch die Ersthelferinnen und -helfer aus der Zivilbevölkerung ist von entscheidender Bedeutung, um die Arbeit der Rettung Oberengadin zu erleichtern. Indem jede und jeder von uns einige einfache Schritte unternimmt, können wir dazu beitragen, dass die Rettungsteams ihre Aufgaben effektiver erfüllen können. Dazu gehört das frühzeitige Alarmieren über die Notrufnummer 144, das regelmässige Auffrischen der eigenen Erste-Hilfe-Kenntnisse und das Wissen über den Standort von Defibrillatoren in der Umgebung.

 

Auch von Bedeutung ist das Verhalten, wenn sich im Strassenverkehr eine Ambulanz von hinten nähert. Sollte sich Ihnen eine Ambulanz im Verkehr von hinten nähern, sind die Rettungsteams dankbar, wenn Sie ihre Geschwindigkeit verringern, mit dem Blinker signalisieren, dass Sie sie erkannt haben und, wenn möglich, durch Benutzung des Fahrbahnrandes Raum zur sicheren Durchfahrt der Ambulanz gewähren. Im Kreisverkehr bietet es sich an, eine Runde mehr zu fahren, um so die Ambulanz passieren zu lassen.

 

 

 

Wie Sie in einem Notfall richtig handeln

 

In einer Notfallsituation kommt es darauf an, rasch und angemessen zu handeln. In der Schweiz können Sie den Rettungsdienst unter der Nummer 144 erreichen. Um keine wertvolle Zeit zu verlieren und das Rettungsteam bestmöglich auf die Gegebenheiten vor Ort vorzubereiten, befolgen Sie am besten die folgende Anleitung:

 

1. Bleiben Sie ruhig und klar

Dies hilft der Notrufzentrale, die Situation besser zu verstehen und die benötigte Hilfe einzuschätzen.

2. Stellen Sie sich vor

Teilen Sie zuerst Ihren Namen und Ihre Telefonnummer mit. So kann der Rettungsdienst bei Bedarf zurückrufen.

3. Beschreiben Sie die Situation

Und zwar kurz und präzise. Geben Sie an, ob es sich um einen Unfall oder einen medizinischen Notfall handelt und machen Sie klare Angaben.

4. Beantworten Sie die Fragen

Die Disponenten in der Notrufzentrale gehen nach einem standardisierten Abfrageschema vor, um alle wichtigen Daten zu sammeln und geben, falls notwendig, telefonisch Unterstützung zur ersten Hilfe.

5. Geben Sie Ihren Standort an

Geben Sie eine Adresse, eine Kreuzung, markante Örtlichkeiten (Gebäude, Geschäfte etc.) oder bei einem Einsatz in der Natur GPS-Koordinaten an, sollten sie diese zur Hand haben. So findet der Rettungsdienst schnell zu Ihnen.

6. Folgen Sie den Anweisungen

Gegebenenfalls bittet Sie die Disponentin bzw. der Disponent weiter, Anweisungen zu befolgen, wie beispielsweise auf den Einsatzort aufmerksam zu machen. Befolgen Sie diese möglichst genau.

7. Bleiben Sie am Telefon

Bleiben Sie am Apparat oder stellen Sie es auf laut, damit Sie allfällige weitere Anweisungen der Zentrale erhalten können.

8. Warten Sie auf die Rettung

Versuchen Sie, die betroffene Person so gut wie möglich zu unterstützen, bis professionelle Hilfe eintrifft.

 

Gemeinsam für Sicherheit und Rettung

 

Die Rettung Oberengadin agiert als wichtiger Bestandteil in unserer Gemeinschaft. Von rascher Reaktion bis zur nahtlosen Übergabe an das weitere medizinische Personal – das Team arbeitet engagiert und effektiv. Der moderne Rettungswagen spiegelt die Entwicklung der präklinischen Notfallmedizin wider, während Ihre Unterstützung durch rechtzeitiges Alarmieren, Erste-Hilfe-Kenntnisse und rücksichtsvolles Verhalten im Strassenverkehr dazu beiträgt, die Sicherheit für alle zu gewährleisten. Die Rettung Oberengadin zeigt, wie Gemeinschaft und Einsatz Leben retten können.